Häufig bildet die legendäre Zigarrenkiste voller Münzen, die irgendwo in der Familie auftaucht, den Grundstock einer Münzsammlung. Hinzu kommen dann ausländische Münzen, die von früheren Urlaubsreisen übrig geblieben sind. Mit dem Bemerken „Du sammelst doch Münzen“ bekommt man dann von Freunden und Verwandten einiges dazu. Münzen, zumal Silberstücke, werden zum Glück eigentlich nie weggeworfen, sie wandern von einer Schublade in die andere und kommen dann
schließlich irgendwann in Sammlerhände. Man kann eine Münzsammlung nach vielen Gesichtspunkten auf- und ausbauen. Dies gilt gleichermaßen auch für die Medaillen und natürlich Papiergeld.
Auch zu diesem Punkt kann es natürlich nur einige ausgewählte Ratschläge geben.
Der Euro – ein neues Sammelgebiet
Mit der Einführung des Euro in zwölf Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben nun etwa 300 Millionen Europäer das gleiche Geld, im Prinzip, muss man ergänzen. Die Banknoten sehen überall gleich aus und lassen sich nur durch die Buchstaben vor den Kontrollziffern Ländern zuordnen.
Bei den Münzen hingegen ist nur die Wertseite der Münzen aller Länder identisch, die Rückseite bietet Gestaltungsraum für nationale Symbole, wie wir wissen. Die Gemeinschaftswährung gibt es auch in Überseeprovinzen Frankreichs oder Spaniens, ebenso wie in Montenegro und im Kosovo, die kein
eigenes Geld mehr haben. Und der Vatikan, San Marino und Monaco, obgleich nicht Mitglied der EU, dürfen ihre eigenen Euro- und Cent-Münzen prägen, die sofort nach ihrer Ausgabe schon sehr gesucht und hoch bezahlt wurden.
Man darf wohl davon ausgehen, dass das Zusammentragen aller Euro-Münzen vielen Leuten Spaß bereitet, die vorher kein Interesse für Münzen zeigten. Es wird zunächst das gesammelt, was man im Portmonee findet. Schnell wird bemerkt, dass es bei den deutschen Stücken verschiedene Prägebuchstaben, aber zunächst nur das Jahr 2002 gibt, anders als bei anderen Ländern, worauf schon hingewiesen wurde. Nun beginnt die Jagd auf die Jahrgänge, verbunden mit dem Vorsatz, auch zukünftige Prägejahre möglichst komplett in die Sammlung einzuordnen. Doch viele Sammler möchten auch noch nach Münzzeichen sammeln. Hier gibt es ja bekanntlich alle Euro- und Cent-Stücken mit den Münzzeichen A, D, F, G und J. Weniger bekannt hingegen dürfte es sein, dass beispielsweise
die niederländischen Gulden- und auch Euro-Münzen verschiedene Münzmeisterzeichen aufweisen. Interessante Varianten gibt es hier auch bei Griechenland zu entdecken, wo kleine Buchstaben in einem Stern das Prägeland (Frankreich, Finnland, Spanien) kennzeichnen.
Spezialisierung tut Not
Als 1840 in England die erste Briefmarke, die „Penny Black“, das Licht der Welt erblickte, begann die Geschichte der Philatelie. Schon bald folgten andere Staaten dem englischen Vorbild. Den Marken selbst folgten schnell die Briefmarkensammler, die Philatelisten. Doch schon um 1900 war es unmöglich, eine „Generalsammlung“ anzulegen, d. h. alle Marken aller Länder der Welt zusammenzutragen, selbst mit relativ viel Geld. Noch ganz anders liegen die Dinge bei den Münzen, die es seit Jahrtausenden gibt.
Schon in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts erschien ein amerikanischer Katalog, den R. S. Yeoman herausgegeben hatte, der sich „Modern World Coins“ nannte. Der Katalog umfasste die
modernen Münzen des 19. und 20. Jahrhunderts. Er hatte noch das Format eines Handbuchs, während die Kataloge „Weltmünzen 20. Jahrhundert“ das Format eines Telefonbuchs einer Großstadt übertreffen. Allein was in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an Münzen und Münzstaaten dazugekommen ist, kann weder ein Privatsammler, noch ein Museum zusammentragen.
Münzkataloge gab es schon früher, bedeutende Sammlungen wurden in solchen Katalogen dokumentiert. Hier wäre nur als Beispiel die „Sammlung Merseburger“ aus dem Jahr 1894 zu nennen, die heute noch als Zitierwerk für Sachsen-Sammler gilt (es war die Verkaufsliste einer Leipziger Münzhandlung!). Im weiteren Sinne könnte man auch die alten Kaufmannsbücher als Münzkataloge bezeichnen. Hier wurden mittels Holzschnitten die verschiedensten Münzen aus vielen Ländern abgebildet und genau beschrieben.
Besitzt man einen gewissen Grundstock an Münzen, so muss und wird man sich zwangsläufig spezialisieren müssen. Doch auch die Spezialisierung lässt individuellen Wünschen breiten Raum.
Man kann nämlich Münzen unter verschiedenen Aspekten sammeln, dazu einige Anregungen und Erklärungen, und vor allem wieder Literaturtipps. Und noch eine Mahnung und Warnung zugleich. Werden Sie nie Sklave des Katalogs, versuchen Sie bei den verschiedensten Gebieten nie um jeden Preis komplett zu werden! Gerade in unseriöser Werbung wird der heimliche Wunsch eines Sammlers, eben alles zu besitzen, was es gibt, verstärkt. Dem Unerfahrenen wird eingeredet, er müsse, um später mehr für seine Stücke zu bekommen, unbedingt komplett werden.
Noch ein Ratschlag für Unentschlossene: Wenn Sie schon einige Münzen aus den verschiedensten Gebieten besitzen und sich unklar hinsichtlich einer Spezialisierung sind, warten Sie es ab. Manche Entscheidungen müssen reifen und voreilig weggegebene interessante, nicht unbedingt nur teure Münzen bekommt man vielleicht später nicht einfach oder nie wieder zurück.
Sammeln soll in erster Linie Spaß und Freude bereiten. Freuen Sie sich auch als Anfänger über das, was Sie haben. Und ärgern Sie sich nicht übermäßig über Lücken, die Sie noch nicht oder vielleicht nie schließen können. Nur dann werden auch Sie zu dem Kreis der „glücklichen Menschen“ gehören, wie
man allgemein die Sammler gern bezeichnet.
Die Geschichte des Münzensammelns
Wo historisches Interesse bestand, interessierte man sich auch für alte Münzen. In der Renaissance, als man sich auf die Kultur und Blüte der Antike besann, wuchs auch das Interesse an alten Münzen. Im 16. und 17. Jahrhundert trugen gekrönte Häupter, hohe Geistliche und reiche Kaufleute bedeutende Münzsammlungen zusammen. Der deutsche Kaiser Maximilian I. (1493 – 1519) war im Besitz einer großen Sammlung, aber auch Jakob Fugger der Reiche (1459 bis 1525) hatte nicht nur viel kurantes Geld, sondern auch viele alte Münzen. In Mode waren seinerzeit antike römische, später auch griechische Prägungen, das Interesse für Mittelaltermünzen erwachte erst im 18. Jahrhundert. Zugleich wurde die Medaille als Kunstgegenstand entdeckt. Auch Johann Wolfgang von Goethe sammelte unter anderem Münzen und Medaillen.
In Klöstern und Museen entstanden Münzkabinette. Die größten der Welt befinden sich heute in London im British Museum, in Paris in der Bibliothéque nationale und in St. Petersburg in der Eremitage. Auch in Berlin und Wien gibt es bedeutende museale Sammlungen, auch die Staatliche Münzsammlung in München mit ihrer großen Bibliothek gehört zu diesen. Viele Nationalbanken, so auch die Bundesbank, haben ein Geldmuseum und eine umfangreiche Sammlung. Münzen fehlen
meist nicht einmal in kleinen heimatgeschichtlichen Museen und Sammlungen. Ganz eifrige und umsichtige Münzsammler prüfen vor Urlaubsreisen schon in den Reisebüro-Katalogen oder im Internet, ob und wo es eventuell Münzausstellungen oder Kabinette gibt. Doch gestatten Sie die Wiederholung
der Ermahnung, was Freude am Sammeln angeht. Wenn Sie beispielsweise die märchenhafte Münz- und Geld-scheinsammlung in Stockholm gesehen haben und dort im Geldscheinteil neben häufigsten deutschen Inflationsnoten einen 100-Billionen-Schein in kassenfrischer Erhaltung erblicken, der von
Nicht-Fachleuten vielleicht nicht einmal besonders beachtet wird, erfreuen Sie sich daran. Kein Privatsammler, auch wenn er noch so viel Geld hat, wird jemals eine solche museale Sammlung,
die in Hunderten von Jahren zusammengetragen wurde, je aufbauen können. Finden Sie dort reihenweise Mehrfachdukaten und Taler in Idealerhaltung – dann freuen Sie sich darüber, dass Sie zumindest einen einzigen Taler in brauchbarer Sammlerqualität Ihr Eigen nennen können. Wer sich an fremden Schätzen nicht erfreuen kann, sollte lieber den Museumsbesuch aus dem Programm streichen.
Von alten und neuen Münzen
Der Begriff „alt“ ist auch für eine Münze relativ. Für die Schulkinder von heute werden schon bald die uns noch vertrauten DM-Münzen „alte Münzen“ sein, viele Laien sind beeindruckt, wenn sie Pfennige aus dem 19. Jahrhundert finden und enttäuscht werden müssen, dass auch 100 Jahre „kein Alter“ für
eine Münze ist, und eine lange Zeitspanne nicht unbedingt für „wertvoll“ steht. Doch über Münzwerte wird noch zu sprechen sein. Wirklich alt sind Münzen aus der Antike. Doch auch hier gibt es häufig Bronzestücke in mäßigem Zustand schon für wenige Euro im Handel zu kaufen.
Antike Münzen werden bis heute gern gesammelt. Doch die meisten Sammler interessieren sich zunächst für moderne Münzen, diesem Umstand wird auch in den folgenden Kapiteln Rechnung getragen. Viele gute Bücher zum Thema Münzen und Sammeln beginnen bei der Antike und überfordern gerade den Anfänger mit vielen Begriffen und Erklärungen. Erfahrene Numismatiker, die
Antike oder Mittelalter sammeln, mögen es verzeihen, wenn diese Gebiete vielleicht in diesem Büchlein zu kurz kommen.
Eines der schönsten Geldmuseen der Welt –
das Königliche Münzkabinett in Stockholm
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