Wenden wir uns nun, ebenfalls nur kurz, der technischen Seite der Münzherstellung zu. Die Prägung der Münzen erfolgte von der Antike bis in das 16. Jahrhundert mittels Hammerschlag. Dieses Prägen war die technisch eleganteste Methode, zu guten Münzen zu kommen. Gegossene Münzen gab es
in der Antike ab dem 4. Jahrhundert, ebenso wie im alten China, wo Münzen noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts so hergestellt wurden. Doch die Masse der Münzen wird geprägt.
Schlagen und Walzen
Münzen bestehen fast ausschließlich aus Metallen, wie wir erfahren haben. Die metallischen Werkstoffe sind gut verformbar und können daher beprägt werden. Da reines Gold zu weich ist, wird es meist mit Silber oder Kupfer vermischt. Auch Silber wurde in der Regel beispielsweise mit Kupfer legiert, wie man das Mischen von Metallen in flüssiger Form nennt.
Auf die Münzmetalle werden wir noch kurz eingehen. Dass manchmal auch von den Münzherren mehr unedles als Edelmetall verwendet wurde, um die Untertanen zu prellen, wird ebenfalls noch ausführlich beschrieben.
Doch bevor man an das Münzenprägen gehen konnte, musste man das Metall gewinnen, reinigen, legieren und walzen, um Schrötlinge (Ronden) zu produzieren. So nennt man die runden Metallplatten, die dann beprägt werden sollen. Vor Jahrhunderten erfolgte die Beprägung eines solchen Schrötlings
auf einem Amboss, Holzblock oder Steinquader. Manchmal wurde der Schrötling auch vorher erhitzt, weil er so weicher und leichter zu verformen war. Zum Prägen beider Münzseiten musste ein Ober- und Unterstempel geschaffen werden. Mit erheblichem Kraftaufwand konnte man dann mit einem Schlag (bei größeren Münzen auch mehreren Schlägen) eine Münze beiderseitig beprägen. Doch ganz sicher gab es dabei auch viel „Ausschuss“. Häufig finden wir Münzen mit so genanntem „Doppelschlag“, wo das Münzbild durch Verrutschen des Schrötlings beim mehrfachen Schlagen verunstaltet wurde.
Mit Einführung des Klippwerks wurde die Münzprägung viel genauer möglich. Die Münzstätte in Hall in Tirol führte Mitte des 16. Jahrhunderts bereits ein Walzenprägewerk ein, das man als ingenieurtechnisch geniale Leistung bezeichnen darf, wenn man an die bescheidenen Werkzeuge in jener Zeit denkt. Das Walzprägewerk arbeitete mit einem von Pferden angetriebenen Drehwerk, später wurde ein Wasserkraftantrieb verwendet. Hier zog man die dünne Metallplatte, auch Zain genannt, durch eine Walze, die beide Seiten der Münze prägte, also das Stempelprofil in das Metall drückte. Später gab es Taschenwerke, die bedeutend kleiner waren und von einem kräftigen Mann allein bedient wurden. Ein Nachteil war, dass die Münzen selten ganz rund oder gleichmäßig flach ausfielen.
Manche gleichförmig gebogenen Stücke sind sofort als Walzenprägung zu erkennen.
Ende des 17. Jahrhunderts schließlich gab es dann so genannte Spindelwerke, die auch Stoßwerk oder Balancier genannt wurden. Hier wurde eine senkrechte Spindelschraube über zwei horizontale Arme mit Schwungkraft bewegt, was sehr genaue und tiefe Prägungen auch von großen Münzen und
Medaillen ermöglichte. Bei großflächigen Medaillen musste man den Prägevorgang in mehreren Stufen vornehmen.
Im 19. Jahrhundert wurde in Deutschland das Kniehebelprägewerk entwickelt, mit dem die moderne Münzproduktion begann. Hier wird der Oberstempel nicht durch Stoß, sondern über einen Hebel in Knieform bewegt.
Münzmeister und Stempelschneider
Die Münzproduktion war bis in das 18. Jahrhundert hinein wahrlich „Knochenarbeit“. Die Münzmeister hatten zugleich eine hohe Verantwortung, galt es doch „nach rechtem Schrot und Korn“ die Münzen zu prägen, man musste genau und redlich sein und nicht selten endeten betrügerische oder
leichtsinnige Münzmeister auf dem Schaffot. Doch auch darüber wird noch zum Thema „Münzfälschung“ berichtet. Die Münzmeister waren häufig Goldschmiede oder Handwerker, die für
die technische und auch künstlerische Gestaltung der Prägungen verantwortlich waren, ebenso wie für das reelle Gewicht. Wahre Meister mussten die Stempelschneider sein, galt es doch die gewünschten Münzbilder in den Stempel spiegelverkehrt zu schneiden. Die Stempel herzustellen und zu härten war
ebenfalls schwere Arbeit. Diese Arbeitsstempel hatten eine unterschiedliche Lebensdauer, manchmal
konnten sie nachgeschnitten werden, doch manchmal riss der Stempel, was dann auf den letzten mit ihm geprägten Münzen deutlich zu sehen war, und dieser musste schließlich ersetzt werden. Gerade bei Prägungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert finden wir selten zwei gleich aussehende Münzen auch
nur eines Jahrgangs. Hatte der Stempelschneider einen schlechten Tag, dann wurde auch schon ’mal ein Buchstabe spiegelverkehrt eingraviert oder gar eine Jahreszahl entstellt. Doch gerade solche Stempelvarianten machen heute den Sammlern viel Freude. Die Münzmeister kennzeichneten die von
ihnen hergestellten Münzen. Sie benutzten dazu eigene Symbole, die so genannten Münzmeisterzeichen, Wappen, Abkürzungen oder sonstige Kennzeichen. Münzmeister und Graveurnamen finden wir manchmal heute noch auf modernen Münzen. Auch hierzu gibt es Lexika und oftmals hilft das Münzmeisterzeichen bei der Bestimmung von Stücken.
Ganz wichtig: Die Endkontrolle
Waren die Schrötlinge (Ronden) aus den Zainen ausgeschnitten, dann erfolgte bei den höherwertigen Münznominalen eine Endkontrolle, die von besonderer Wichtigkeit war. Der Münzherr hatte schließlich nichts zu verschenken. Also musste der Schrötling von jeder Gold- oder größeren Silber-
münze nochmals auf die Waage, um festzustellen, ob sein Gewicht stimmte. Waren es einige Zehntelgramm zu viel, dann wurde justiert. Manchmal wurden die Schrötlinge am Rande beschnitten
oder befeilt, doch häufig schabte man einfach eine gewisse Metallmenge ab, um dem Stück das Idealgewicht zu verleihen, so wie es die Münzordnung vorsah. Und in den Katalogen finden wir
heute die Angabe „Justierspuren“. Die Münzmeister jener Zeiten waren nicht zimperlich, um die Münze auf das gesetzliche Maß zu trimmen. Man schabte nicht nur am Rande, sondern häufig
auch auf der Münzoberfläche überschüssiges Metall weg, damit das Raugewicht schließlich stimmte. Diese groben Feilspuren wurden dann beim Prägevorgang nicht beseitigt, sodass diese Justierspuren noch heute erkennbar sind.
Münzen auf der Waage
Die Kaufleute in vergangenen Jahrhunderten hatten es nicht einfach, was die Vielzahl der umlaufenden Münzsorten anging. Die Münzen mussten geprüft und bewertet werden. Große Kaufmannsbücher beschrieben die verschiedensten Prägungen anderer Länder und gaben Aufschluss über Gewicht
und Feinheit. Gute Geschäfte machten auch Geldwechsler, die fremde Münzen ankauften und verkauften. Das wichtigste Arbeitsmittel für Bankiers und Kaufleute war die Geldwaage (siehe
Abb. Seite 116) mit Münz- oder Passiergewichten. Sie machten das Leben beim Wiegen der Stücke etwas einfacher. Stimmte das Gewicht der Münze, dann „passierte“ sie. War sie untergewichtig,
wurde sie zurückgewiesen oder exakt ausgewogen und der fehlende Edelmetallwert in der Berechnung abgezogen.
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